Zitate aus Gedichten

Tell me of thine eyes
And I will tell thee of thy heart
Tell me of thy feet
And I will tell thee of thy hands
Tell me of thy sleeping
And I will tell thee of thy waking
Tell me of thy desires
And I will tell thee of thy need.
– Frank Herbert, Dune
Willst du immer weiter schweifen?
Sieh das Gute liegt so nah!
Lerne nur das Glück ergreifen,
denn das Glück ist immer da.
– Johann Wolfgang von Goethe
Still to ourselves in ev'ry place consign'd,
Our own felicity we make or find.
– Oliver Goldsmith, The Traveller
Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern
es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben
und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
der uns beschützt und der uns hilft zu leben
wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten
an keinem wie an einer Heimat hängen
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen
er will Stuf' um Stuf' uns heben, weiten
kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.
– Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel
Nebel

Seltsam im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum kennt den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war,
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
– Hermann Hesse, Eine Fußreise im Herbst
Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.
– Joseph von Eichendorff, Der Taugenichts
Leicht wie ein Vogel
schwerelos
halte mich fest
sonst fliege ich
geradewegs
in den Himmel.
– Hans Bemmann, Stein und Flöte
White Silence

Outside
taking tiny steps
putting pressure on the ice
watch the whiteness spread
then disappear when I move on
careful
cautious steps in heavy boots

walking on ahead
you pause to catch a moment
see winter wrap the world
in a veil of white silence

this place -
where the earth gives the illusion
it has stopped turning

Inside
warmth fires the colours
cracked
wood
turning burning orange
sparks off light
shining in our eyes
– Anne Clark
Empty me

Now that all is stilled and silenced
that the rushing roaring daylight
has lost itself -
its hysteria
in the all-amassing night -
I too gently lose myself
beyond the open window
where a journey unfolds
into the city of rain

Music's never made such living sounds
absorbing the night's rhythm
the walls resonate with a thousand tiny drums
soft shards of liquid glass dance on metal pipes
mixing dust and dirt and grime
into a shining lubricating all-consuming oil
some drop away barely making contact
each bursting on impact
into a fountain in the air
dribbling off the lips of window ledges
splashing silver splinters in the blackness
scales of lifted paint turn to almost living flesh
smearing - it slides and streams into an opening
in the underworld below
a multitude of rivers comes alive
revealing secret routes
where the trapped earth breathes
yellow streetlight breaks its beam accross the water
electric currents hum, steaming in the dampness
cascades carry me away
wash away the tiredness
cool the fetid air

I turn to where you're sleeping
gently swimming through these hours
on to morning - unaware
and even though I know
all of this will rise and disappear
with the dawn into the sky
tonight everything glistens -
like a jewel under the rain
tonight the city is silenced -
lost under the storm.
– Anne Clark
A poem cannot heal a wound
Books won't help you find
That something which you're searching for
But just add questions to the mind.
– Anne Clark, Poet's Turmoil Number 364
Mondnacht

Es war als hätt der Himmel
die Erde still geküßt,
daß sie im Blütenschimmer
von ihm nur träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leicht die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
– Joseph von Eichendorff
Quant' è bella giovinezza,
Che si fugge tuttavia!
Chi vuol esser lieto, sia:
Di doman non c'è certezza.
– Lorenzo de' Medici
Stopping By Woods On A Snowy Evening

Whose woods these are I think I know.
His house is in the village though;
He will not see me stopping here
To watch his woods fill up with snow.

My little horse must think it queer
To stop without a farmhouse near
Between the woods and frozen lake
The darkest evening of the year.

He gives his harness bells a shake
To ask if there is some mistake.
The only other sound's the sweep
Of easy wind and downy flake.

The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.
– Robert Frost
The Road Not Taken

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I --
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
– Robert Frost
The Road goes ever on and on
Down from the door where it began.
Now far ahead the Road has gone,
And I must follow, if I can,
Pursuing it with weary feet,
Until it joins some larger way,
Where many paths and errands meet.
And whither then? I cannot say.
– J.R.R. Tolkien, The Lord of the Rings
Eingeordnet in das durchprüfte System

Eingeordnet in das durchprüfte System meiner Beziehungen
Ein elastisches Netz, vermeide ich seit langem
Neue Begegnungen. Emsig bemüht, niemals
Durch Belastungen meine Freunde zu erproben
Oder ihnen besondere
Funktionen zu geben
Halte ich mich an das Mögliche.
Solange ich nicht falle
Werde ich nicht das Unmögliche verlangen
Solange ich nicht schwach werde
Werde ich der Schwäche nicht begegnen.
Aber die neuen Leute mögen
Von anderen geschätzt werden.
– Bertolt Brecht
Alles wandelt sich

Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Aber was geschehen, ist geschehen. Und das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten.

Was geschehen, ist geschehen. Das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten, aber
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
– Bertolt Brecht
Der Radwechsel

Ich sitze am Straßenrand
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
Mit Ungeduld?
– Bertolt Brecht, Buckower Elegien
Der Rauch

Das kleine Haus unter Bäumen am See.
Vom Dach steigt Rauch.
Fehlte er
Wie trostlos dann wären
Haus, Bäume und See.
– Bertolt Brecht, Buckower Elegien
Sorgfältig prüf ich

Sorgfältig prüf ich
Meinen Plan; er ist
Groß genug; er ist
Unverwirklichbar.
– Bertolt Brecht
Morgens und abends zu lesen

Der, den ich liebe
Hat mir gesagt
Daß er mich braucht.
Darum
Gebe ich auf mich acht
Sehe auf meinen Weg und
Fürchte mich vor jedem Regentropfen
Daß er mich erschlagen könnte.
– Bertolt Brecht
All I Really Need to Know I Learned in Kindergarten

Share everything.
Play fair.
Don't hit people.
Put things back where you found them.
Clean up your own mess.
Don't take things that aren't yours.
Say you're sorry when you hurt somebody.
Wash your hands before you eat.
Flush.
Warm cookies and cold milk are good for you.
Live a balanced life - learn some and think some and draw and paint
and sing and dance and play and work every day some.
Take a nap every afternoon.
When you go out into the world, watch out for traffic,
hold hands and stick together.
Be aware of wonder.
– Robert Fulghum
Ich bin ein Stern

Ich bin ein Stern am Firmament,
Der die Welt betrachtet, die Welt verachtet,
Und in der eignen Glut verbrennt.

Ich bin das Meer, das nächtens stürmt,
Das klagende Meer, das opferschwer
Zu alten Sünden neue türmt.

Ich bin von Eurer Welt verbannt
Vom Stolz erzogen, vom Stolz belogen,
Ich bin ein König ohne Land.

Ich bin die stumme Leidenschaft,
Im Haus ohne Herd, im Krieg ohne Schwert,
Und krank an meiner eignen Kraft.
– Hermann Hesse
Ich fragte dich, warum dein Auge gern
In meinem Auge ruht,
So wie ein reiner Himmelsstern
In einer dunklen Flut.

Du sahest lang mich an,
Wie man ein Kind mit Blicken mißt,
Und sagtest freundlich dann:
Ich bin dir gut, weil du so traurig bist.
– Hermann Hesse, Maria
Wiedersehen

Hast du das ganz vergessen,
Daß einst dein Arm in meinem hing
Und Wonne unermessen
Von deiner Hand in meine Hand
Von meinem Mund in deinen überging,
Und daß dein blondes Haar
Einst einen flüchtigen Frühling lang
Der selige Mantel meiner Liebe war,
Und daß die Welt einst duftete und klang,
Die jetzt so grau verdrossen liegt,
Von keinem Liebessturm, von keiner Torheit mehr gewiegt?

Was wir einander wehe tun,
Die Zeit verweht's, das Herz vergißt;
Die seligen Stunden aber ruhn
In einem Glanz, der ohne Ende ist.
– Hermann Hesse
Bücher

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

Dort ist alles, was du brauchst,
Sonne Stern und Mond,
Denn das Licht, wonach du frugst,
In dir selber wohnt.

Weisheit, die du lang gesucht
In den Bücherein,
Leuchtet jetzt aus jedem Blatt -
Denn nun ist sie dein.
– Hermann Hesse
vom leben der bäume

auch die harten schwarzen
knospen, auch die säumigen
knospen öffnet das licht.

auch die schönen weißen
blüten, auch die duftenden
blüten zerstreut der wind.

auch die schönen grünen
blätter, auch die sonnigen
blätter zerreibt der wind.

auch die alten großen
bäume, auch die beständigen
bäume bricht die zeit.
– Ernst Jandl, dingfest
sommerlied

wir sind die menschen auf den wiesen
bald sind wir menschen unter den wiesen
und werden wiesen, und werden wald
das wird ein heiterer landaufenthalt
– Ernst Jandl, dingfest
liegen, bei dir

ich liege bei dir. deine arme
halten mich. deine arme
halten mehr als ich bin.

deine arme halten, was ich bin
wenn ich bei dir liege und
deine arme mich halten.
– Ernst Jandl, dingfest
lichtung

manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht
velwechsern.
werch ein illtum!
– Ernst Jandl, Laut und Luise
glückwunsch

wir alle wünschen jedem alles gute:
daß der gezielte schlag ihn just verfehle;
daß er, getroffen zwar, sichtbar nicht blute;
daß, blutend wohl, er keinesfalls verblute;
daß, falls verblutend, er nicht schmerz empfinde;
daß er, von schmerz zerfetzt, zurück zur stelle finde
wo er den ersten falschen schritt noch nicht gesetzt -
wir jeder wünschen allen alles gute
– Ernst Jandl, der gelbe hund
der tagesplan

gestern machte ich mir einen tagesplan für heute
heute stehe ich auf und schaue lange nicht darauf
es steht darauf was noch nicht getan ist
und noch heute soll das alles getan werden
und wer soll es sein der das tut
diese frage ist nicht gut
und die antwort darauf auch nicht
– Ernst Jandl, der gelbe hund
zum glück

seh ich auch nichts, das ich gern sehen möchte,
so seh ich doch, zum glück auf beiden augen
wie eh und je;
und hör ich auch nichts, das ich gern hören möchte,
so hör ich doch, zum glück auf beiden ohren
wie eh und je;
und fühl ich auch nichts, das ich gern fühlen möchte,
so fühl ich doch, zum glück, an allen körperstellen
wie eh und je;
und denk ich auch nichts, das ich gern denken möchte,
so denk ich doch, zum glück, in meinem kopf
wie eh und je;
und steh ich auch nicht, wo ich gern stehen möchte,
so steh ich doch, zum glück, mit beiden beinen
wie eh und je;
und nehm ich auch nichts, das ich gern nehmen möchte,
so nehm ich doch, zum glück, mit beiden händen
wie eh und je;
und wenn, vor der vergeblichkeit von allem,
mich grauen packt, so bin ich doch, zum glück,
intakt wie eh und je.
– Ernst Jandl, der gelbe hund
Unter anderen

Der Mann sucht
die Frau
mit seinen Augen und
seinen Händen
und geht durch Straßen
(Leicht zu finden
sagen andere)

Der Mann sucht
die Frau
für seine Augen und
für seine Hände
für seine Augen und
für seinen Mund

der Worte sprechen möchte
die schwer zu finden sind
unter anderen.
– Ernst Jandl, Andere Augen
Dreiblättriger Klee

Ich pflücke dich auf der sonnigen Wiese
und lege dich in mein Notizbuch
damit du mir Glück bringst, dreiblättriger Klee

Oder ist Glück eine Ausnahme
ein vierblättriger Sonderling
auf einer sonnigen Wiese voll dreiblättrigem Klee?
– Ernst Jandl, Andere Augen
suchen wissen

ich was suchen
ich nicht wissen was suchen
ich nicht wissen wie wissen was suchen
ich suchen wie wissen was suchen

ich wissen was suchen
ich suchen wie wissen was suchen
ich wissen ich suchen wie wissen was suchen
ich was wissen
– Ernst Jandl, die bearbeitung der mütze
das fanatische orchester

der dirigent hebt den stab
das orchester schwingt die instrumente

der dirigent öffnet die lippen
das orchester stimmt ein wutgeheul an

der dirigent klopft mit dem stab
das orchester zerdrischt die instrumente

der dirigent breitet die arme aus
das orchester flattert im raum

der dirigent senkt den kopf
das orchester wühlt im boden

der dirigent schwitzt
das orchester kämpft mit tosenden wassermassen

der dirigent blickt nach oben
das orchester rast gegen himmel

der dirigent steht im flammen
das orchester bricht glühend zusammen
– Ernst Jandl, die bearbeitung der mütze
Deal with the difficult
While it is still easy
Solve large problems
When they are still small.
Preventing large problems
By taking small steps
Is easier than solving them.
By small actions
Great things are accomplished
– Lao Tzu
Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften?

Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!
– Johann Wolfgang von Goethe
Zugemauert

Eine Ladung Bequemlichkeitsblöcke,
eine Ladung Sicherheitseisen,
eine Ladung Feigheitsziegel,
alles verkleidet mit
netten "Anpassungsklinkern"
und obendrauf einen
Schwierigkeitsableiter.

So hast Du Dich
und Deine Gefühle
eingemauert.

"Gut vorgesorgt",
jetzt kann Dich niemand
mehr verletzen -
aber auch niemand
mehr erreichen.

MAUERN MACHEN EINSAM.
– Kristiane Allert-Wybranietz
Ein Gleiches

Über allen Gipfeln
ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einem Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.
– Johann Wolfgang von Goethe
Hundesley Beach

When you left I went to the sea
And started walking
And walked and walked some more
Hoping somehow the sand
Giving way beneath my feet
Would slowly soak me up
And swallow me up whole,
Made as we are of so much water,
Or at least draw out
And soak up all the pain
That in the confines of my body
Swims inside my blood,
And leave me dry and still
Upon its surface
Upon the beach
Wind blown
Sun bleached

Even now it's not sunk in

Outside of us both
Precious broken love
Escapes into the air
Meeting reversed
I carry on walking
And I'm walking on the sand
On the sand beside the sea
Naked on the beach
Love dies
Grain by grain
Moment by moment
Belief and understanding die also
Moment by moment
Star by star.
– Anne Clark
The Key

I'm so tired of myself
And so tired of everything and everyone else
I can't think
I can't sleep
When you come it goes so deep
Don't make promises you can't keep

Stroke me
Caress me
Make love instead of fire burn and bless me

I'm so tired in my soul
And I can't conceal it
There's a warmth in your eyes
And I need to feel it
There's a cure somewhere
And you can reveal it.
– Anne Clark
A Word

A word is dead
when it is said,
some say.
I say it just
begins to live
that day.
– Emily Dickinson
Während man ruhig dasitzt und nichts tut
Kommt der Frühling und das Gras wächst von allein
Die blauen Berge sind von allein blaue Berge
Die weißen Wolken sind von allein weiße Wolken
– Toyo Eicho, Zenrin Kushu
Wir sind Engel
mit nur einem Flügel
um fliegen zu können
müssen wir uns umarmen
– Lorenzo De Crescenzo, Also sprach Bellavista
We love the things we love for what they are.
– Robert Frost, Hyla Brook
Es ist was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
– Erich Fried
Was es war

Daß sich ihr Schlaf
Mit seinem Schlaf vermischte
Daß ihre Furcht sich
Ganz in ihm verlor

Daß er sie auch
An kalten Tagen küßte
Daß sie in seinen
Armen niemals fror

Daß sich ihr Fleisch
Nicht mehr an seinem rieb:
Das war es was
Sie auseinandertrieb
– Hans-Ulrich Treichel, Liebe Not
Die Wolken

Die Wolken, sagst du,
der Wind und der Regen,
die Steine, sagst du,
die Nacht und der Tag

Wenn es ihn gäbe,
den Wind und den Regen,
wenn es sie gäbe,
die Nacht und die Steine

Wenn es dich gäbe,
wir liebten uns längst
– Hans-Ulrich Treichel, Liebe Not
Einsicht

Noch ist alles möglich,
Wir haben uns flüchtig gestreift.
Der Rest: wahrscheinlich tödlich.
Die Kunst: daß man es begreift.

Wir sollten es dabei belassen.
Ein Hauch ist fast wie ein Kuß.
Sich lieben heißt auch sich verpassen.
Auf andere Art. Und Schluß.
– Hans-Ulrich Treichel, Seit Tagen kein Wunder
Brechet den Schlummer und säumet euch nicht,
die ihr begnadigt zu wandeln im Licht!
Sorge und Noth, die das Herz euch beschwert
wird von dem Strahle des Frührots verzehrt.
Brechet den Schlummer und säumet euch nicht!
– Joseph Viktor von Scheffel, Morgengesang
Berliner Rätsel

Warum lächelt der Hauswart?
Habe ich etwa die Treppe gefegt.
Habe ich etwa den Müll sortiert.
Nein, habe ich nicht.
Wieso wechselt der Busfahrer
(von der Zeitungsfrau gar nicht zu reden)
wortlos und ohne Gezeter zehn Euro?
Ein Bus ist schließlich
keine Wechselstube!
Mein Fahrrad steht auch
noch immer vorm Haus. Unangetastet.
Mein neues, geputztes,
mein voll funktionierendes Fahrrad.
Und dann diese Bäume in unserer Straße
So viele Bäume. Und nirgends ein Hund.
Ist das noch Natur?
– Hans-Ulrich Treichel, Südraum Leipzig
Abflughalle

Ich brauche keine Japaner,
die ins Telefon schreien,
während ich nachdenken möchte.
Die sich anrufen lassen
mit irrsinnigen Klingeltönen.
Ich brauche stille Japaner,
die die Wolken lieben,
die den Sand harken
und die Tautropfen zählen.
Die sich dreimal ins Schwert stürzen,
ehe sie einmal telefonieren.
– Hans-Ulrich Treichel, Südraum Leipzig
jetzt lege ich mich schlafen
weil ich schläfrig bin
und tu als ob ich schliefe
bis ich eingeschlafen bin
– Ernst Jandl, peter und die kuh
anders

mir ist so anders
als mir war
als mir noch nicht
so anders war

wie war dir denn
als dir noch nicht
so anders war
wie eben jetzt

als mir noch nicht
so war wie jetzt
war mir ganz anders
bis zuletzt

wann war zuletzt
daß dir noch nicht
so anders war
wie eben jetzt

immer war mir
bis knapp zuvor
ganz anders
ohne übergang
– Ernst Jandl, peter und die kuh
manchmal kommt mir jemand entgegen und lächelt mir zu.
da weiß ich, daß ich voll freude bin.
auf meinem gesicht hat jemand ein leuchten gesehen
und hat selbst zu leuchten begonnen, auf mich hin.
– Ernst Jandl, peter und die kuh
Sonne, herbstlich dünn und zag,
Und das Obst fällt von den Bäumen.
Stille wohnt in blauen Räumen
Einen langen Nachmittag.
– Georg Trakl, In den Nachmittag geflüstert
To Sleep

O soft embalmer of the still midnight!
Shutting, with careful fingers and benign,
Our gloom-pleas'd eyes, embower'd from the light,
Enshaded in forgetfulness divine;
O soothest Sleep! if so it please thee, close,
In midst of this thine hymn, my willing eyes.
Or wait the Amen, ere thy poppy throws
Around my bed its lulling charities;
Then save me, or the passed day will shine
Upon my pillow, breeding many woes;
Save me from curious conscience, that still hoards
Its strength for darkness, burrowing like a mole;
Turn the key deftly in the oiled wards,
And seal the hushed casket of my soul.
– John Keats
Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
– Rainer Maria Rilke, Das Buch der Bilder
Autobiography in Five Short Chapters

I

I walk down the street.
There is a deep hole in the sidewalk
I fall in.
I am lost ... I am helpless.
It isn't my fault.
It takes me forever to find a way out.

II

I walk down the same street.
There is a deep hole in the sidewalk.
I pretend I don't see it.
I fall in again.
I can't believe I am in the same place
But it isn't my fault.
It still takes a long time to get out.

III

I walk down the same street.
There is a deep hole in the sidewalk.
I see it is there.
I still fall in ... it's a habit.
My eyes are open.
I know where I am.
It is my fault.
I get out immediately.

IV

I walk down the same street.
There is a deep hole in the sidewalk.
I walk around it.

V

I walk down another street.

(I

Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren ... Ich bin ohne Hoffnung.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

II

Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann es nicht glauben, wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange herauszukommen.

III

Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle immer noch hinein ... aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen, ich weiß wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.

IV

Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

V

Ich gehe eine andere Straße.)
– Portia Nelson, There's a Hole in my Sidewalk
Without contraries there is no progression. Attraction and repulsion, reason and energy, love and hate are necessary to human existence.
– William Blake, The Marriage of Heaven and Hell
If the doors of perception were cleansed everything would appear to man as it is, infinite.
– William Blake, The Marriage of Heaven and Hell
Nothing Gold Can Stay

Nature’s first green is gold,
Her hardest hue to hold.
Her early leaf’s a flower;
But only so an hour.
Then leaf subsides to leaf.
So Eden sank to grief,
So dawn goes down to day.
Nothing gold can stay.
– Robert Frost
Invictus

Out of the night that covers me,
Black as the pit from pole to pole,
I thank whatever gods may be
For my unconquerable soul.

In the fell clutch of circumstance
I have not winced nor cried aloud.
Under the bludgeonings of chance
My head is bloody, but unbowed.

Beyond this place of wrath and tears
Looms but the horror of the shade,
And yet the menace of the years
Finds and shall find me unafraid.

It matters not how strait the gate,
How charged with punishments the scroll,
I am the master of my fate:
I am the captain of my soul.
– William Ernest Henley
vier versuche zu definieren

meine liebe
ist der schmerz meiner zeitweisen abwesenheit von dir.

meine liebe
ist das lachen beim zeitweisen wiedersehen mit dir.

meine liebe
ist das aufsagen unbedeutender worte vor dir.

meine liebe
ist der zeitweise ungläubige thomas in mir.
– Ernst Jandl, Liebesgedichte
spiel und verfolgung

wenn sie ihn nicht gut
verfolgen kann
weil sie nebeneinander
durch die straßen schreiten
oder einander gegenüber
ein verkehrsmittel oder speisehaus benützen
verfolgt sie
seine blicke.
seit er das bemerkt hat
sind es nicht mehr die nächstliegenden objekte
männlicher betrachtung
worauf er seine blicke wirft
während sie nebeneinander
oder einander gegenüber
das beisammensein genießen
sondern alles was möglichst komplizierte
kopfwendungen bedeutet
wenn sie seine blicke verfolgt.
– Ernst Jandl, Liebesgedichte
I cannot be awake for nothing looks to me as it did before,
Or else I am awake for the first time, and all before has been a mean sleep.
– Walt Whitman
Wenn viele Berge
Flüsse überschritten sind
kommt wohl ein Land
wo Einsamkeit ein Ende hat
Auch heute geht die Reise weiter
– Wakayama Bukusui, In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter
Von ganzem Herzen
etwas neu beginnen
heißt
für einen kurzen Augenblick
in reinster Freude leben
– Wakayama Bukusui, In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter
Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche.
– F. W. Bernstein, Neue Frankfurter Schule