Zitate von Bertolt Brecht

Ja, renn nur nach dem Glück
doch renne nicht zu sehr
denn alle rennen nach dem Glück
das Glück rennt hinterher.
– Bertolt Brecht, Dreigroschenoper
Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht
und man siehet die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.
– Bertolt Brecht, Dreigroschenoper
Beharre nicht auf der Welle
die sich an deinem Fuß bricht, solange er
im Wasser steht, werden sich
neue Wellen an ihm brechen.
– Bertolt Brecht
Ja, mach nur einen Plan
sei nur ein großes Licht
und mach dann noch 'nen zweiten Plan
gehn tun sie beide nicht.
– Bertolt Brecht, Dreigroschenoper
Keinen verderben lassen
auch nicht sich selbst
jeden mit Glück zu erfüllen
auch sich, das
ist gut.
– Bertolt Brecht
Eingeordnet in das durchprüfte System

Eingeordnet in das durchprüfte System meiner Beziehungen
Ein elastisches Netz, vermeide ich seit langem
Neue Begegnungen. Emsig bemüht, niemals
Durch Belastungen meine Freunde zu erproben
Oder ihnen besondere
Funktionen zu geben
Halte ich mich an das Mögliche.
Solange ich nicht falle
Werde ich nicht das Unmögliche verlangen
Solange ich nicht schwach werde
Werde ich der Schwäche nicht begegnen.
Aber die neuen Leute mögen
Von anderen geschätzt werden.
– Bertolt Brecht
Alles wandelt sich

Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
Aber was geschehen, ist geschehen. Und das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten.

Was geschehen, ist geschehen. Das Wasser
Das du in den Wein gossest, kannst du
Nicht mehr herausschütten, aber
Alles wandelt sich. Neu beginnen
Kannst du mit dem letzten Atemzug.
– Bertolt Brecht
Der Radwechsel

Ich sitze am Straßenrand
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
Mit Ungeduld?
– Bertolt Brecht, Buckower Elegien
Der Rauch

Das kleine Haus unter Bäumen am See.
Vom Dach steigt Rauch.
Fehlte er
Wie trostlos dann wären
Haus, Bäume und See.
– Bertolt Brecht, Buckower Elegien
Was, meinst du, ändert sich leichter
Ein Stein oder deine Ansicht darüber?
– Bertolt Brecht
Sorgfältig prüf ich

Sorgfältig prüf ich
Meinen Plan; er ist
Groß genug; er ist
Unverwirklichbar.
– Bertolt Brecht
Morgens und abends zu lesen

Der, den ich liebe
Hat mir gesagt
Daß er mich braucht.
Darum
Gebe ich auf mich acht
Sehe auf meinen Weg und
Fürchte mich vor jedem Regentropfen
Daß er mich erschlagen könnte.
– Bertolt Brecht
Wer A sagt, muß nicht B sagen. Er kann auch erkennen, daß A falsch war.
– Bertolt Brecht
Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen
Und schrieen sich zu ihre Erfahrungen,
Wie man schneller sägen könnte, und fuhren
Mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen,
Schüttelten die Köpfe beim Sägen und
Sägten weiter.
– Bertolt Brecht, Exil, III
Es ist ein weit verbreiteter Unfug, daß die Liebe über die Freundschaft gestellt wird und außerdem als etwas völlig anderes betrachtet. Die Liebe ist aber nur soviel wert, als sie Freundschaft enthält, aus der allein sie sich immer wieder herstellen kann. Mit der Liebe der üblichen Art wird man nur abgespeist, wenn es zur Freundschaft nicht reicht.
– Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner
Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: "Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallen lassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, daß ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott."
– Bertolt Brecht, Die Frage, ob es einen Gott gibt
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert."
"Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
– Bertolt Brecht, Das Wiedersehen
"Was tun Sie", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben?" "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, daß er ihm ähnlich wird." "Wer? Der Entwurf?" "Nein", sagte Herr K., "der Mensch."
– Bertolt Brecht, Wenn Herr K. einen Menschen liebte