Zitate von Milan Kundera

Die Quelle der Angst liegt in der Zukunft, und wer von der Zukunft befreit ist, hat nichts zu befürchten.
– Milan Kundera, Die Langsamkeit
Er haderte mit sich, bis er sich schließlich sagte, es sei eigentlich ganz normal, daß er nicht wisse, was er wolle. Man kann nie wissen, was man wollen soll, weil man nur ein Leben hat, das man weder mit früheren Leben vergleichen noch in späteren korrigieren kann.
– Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Jeder Schüler kann in der Physikstunde durch Versuche nachprüfen, ob eine wissenschaftliche Hypothese stimmt. Der Mensch aber lebt nur ein Leben, er hat keine Möglichkeit, die Richtigkeit der Hypothese in einem Versuch zu beweisen. Deshalb wird er nie erfahren, ob es richtig oder falsch war, seinem Gefühl gehorcht zu haben.
– Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Sie war unendlich redselig, was man als unangenehme Schwatzhaftigkeit erleben konnte, genausogut aber als vorteilhaften Charakterzug, der es dem Partner vergönnte, sich unter den Arkaden der Worte jederzeit unbeobachtet den eigenen Gedanken zu überlassen, ohne dabei ertappt zu werden.
– Milan Kundera, Das Buch der lächerlichen Liebe, Sechster Teil
Ich denke, daß man das Leben mit allem Für und Wider annehmen muß. Das ist das erste Gebot, noch vor den zehn anderen. Alle Ereignisse liegen in Gottes Hand, und wir wissen nicht über ihr morgiges Schicksal, womit ich sagen will, das Leben mit allem Für und Wider anzunehmen bedeutet, auch Unvorhergesehenes anzunehmen. Und ein Kind ist das Unvorhergesehene selbst. Sie wissen nicht, was aus ihm wird, was es bringen kann, und gerade deshalb müssen Sie es annehmen.
– Milan Kundera, Abschiedswalzer
Ein Kind zu haben, bedeutet absolute Zustimmung zum Menschen. Habe ich ein Kind, ist es, als sagte ich: ich bin geboren worden, habe das Leben gekostet und festgestellt, es ist so gut, daß es verdient, wiederholt zu werden.
– Milan Kundera, Abschiedswalzer
Die Grundlage der Scham ist nicht irgend ein persönlicher Fehler, sondern die Schande, die Erniedrigung, die wir dabei empfinden, daß wir sein müssen, was wir sind, ohne daß wir es uns so ausgesucht haben, und es ist das unerträgliche Gefühl, daß diese Erniedrigung von überall zu sehen ist.
– Milan Kundera, Die Unsterblichkeit
Diese Sorge um das eigene Bild ist eine geradezu schicksalhafte Unreife des Menschen. Es ist sehr schwer, diesem Bild gegenüber gleichgültig zu bleiben. Eine solche Gleichgültigkeit übersteigt die menschlichen Kräfte.
– Milan Kundera, Die Unsterblichkeit